Digital vs. Film - monochrom

Das Ausflugswetter ist in den Winterurlaub gegangen. Eine gute Gelegenheit für mich, etwas auszuprobieren, das ich in den letzten Monaten schon immer einmal machen wolle: Vergleichen, wie gut die aktuelle Software zur Emulation von s/w Filmen basierend auf digitalen Fotografieren wirklich ist. Sieht man einen Unterschied zu einer echten analogen Aufnahme - und wenn ja, welchen?

Gesagt - getan. Ich habe also eine Szenerie in meinem Wohnzimmer ausgewählt und die einmal mit einer Nikon F80 auf TMAX 400 Film fotografiert. Der TMAX 400 ist mein bevorzugter s/w Film. Als Objektiv habe ich das Nikon AF-S 80mm 1,4G verwendet und diese Kombination auf ein Stativ gestellt und ein mal digital mit der Nikon D800 in ISO 400 Einstellung und danach einmal analog bei gleicher Belichtungszeit (1/2 sec) und Blende (f5,6) fotografiert. Nach dem Entwickeln des Films mit meinem Standard-Entwickler XTOL 1+1 habe ich den Film mit meinem Epson V700 Filmscanner eingescannt. Um auch die Auswirkungen eines anderen Filmformats zu überprüfen, habe ich die Szenerie auch einmal mit einer Hasselblad 500 C/M, dem 80mm Normalobjektiv und wiederum gleicher Belichtungszeit fotografiert und den Film zusammen mit dem KB Film in einer Dose entwickelt. Anbei die Ergebnisse:

Die digitale Aufnahme mit der Nikon D800

Oben sehen Sie zunächst die Aufnahme mit der Nikon D800. Man beachte den sehr hellen Bereich auf der roten Lampe oben in der Bildmitte, an der der Chip der D800 die große Helligkeit nicht mehr ganz korrekt aufzeichnen kann.

Und nun folgt die selbe Szene mit gleicher Belichtungszeit, gleichem Objektiv und gleicher Kameraposition mit der Nikon F80 auf TMAX 400 Film. Bei sorgfältigerem Scannen wäre eventuell noch ein größerer Dynamikbereich in den Lichtern möglich gewesen:

Die gleiche Aufnahme mit der Nikon F80 auf Kodak TMAX 400 Film

und nun das digitale Bild der Nikon D800 mit Nik Silver Efex in s/w umgewandelt:

Das digitale Bild mit Nik Silver Efex in s/w umgewandelt

und zuguterletzt nun noch einmal die gleiche Szene auf TMAX 400 Film mit der Hasselblad 500 C/M im 6x6 Format und einem sehr sorgfältigen Scan:

Die gleiche Szene auf 6x6 Film aufgenommen.

Insbesondere wenn ich mir obige analoge Mittelformataufnahme ansehe, fällt mir auf, dass Film definitiv einen etwas weiteren Dynamikbereich als der Chip der Nikon D800 besitzt. Man beachte die sehr hellen Stellen im linken oberen Quartal des Bildes. Auf dieser analogen Aufnahme gibt es keinen abrupten Übergang vom hellen in den "ausgebrannten" Bereich. Das Filmmaterial ist hier sanfter als der Chip der Kamera, der solche überbelichteten Stellen mehr oder weniger plötzlich ganz weiß bzw. in grob gerasterten Grauringen (jeder überbelichtete Farbkanal R&G&B einen Ring) darstellt. Der TMAX 400 hat hier durchaus noch jede Menge Dynamik-Reserven, die man durch sorgfältige Steuerung des Scanners und passende Nachbearbeitung durchaus noch aus der Aufnahme herausholen kann. Bei obiger Hasselblad Aufnahme ist mir das gelungen, jedoch beim Scan der Nikon F80 Aufnahme nicht so ganz.

Ich finde auch, dass diese Filmaufnahmen etwas "lockerer" und "heller" aussehen. Auch dies ist vermutlich eine Folge des größeren Dynamikbereichs der analogen Aufnahme. In so fern hat Software wie Nik Silver Efex keine echte Chance, einen ganz authentischen Film-Look zu erzeugen, weil der dazu nötige Dynamikbereich in heute üblichen digitalen Aufnahmen schlicht nicht vorhanden ist. Wahrscheinlich wären die Chancen zum Erzielen eines ganz authentischen Film-Looks deutlich besser, wenn man die ursprüngliche digitale Aufnahme als HDR Bild ausführen würde. Auch das möchte ich einmal bei Gelegenheit versuchen.

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