Mamiya 7 Bildqualität - Ein Vergleich mit der Nikon D700 und der Canon EOS 5D Mark II

Seit einigen Monaten bin ich stolzer Besitzer einer Mamiya 7ii, die ich gegen meine Mamiya 645 Ausrüstung eingetauscht habe. Die Mamiya 7ii ist eine klassische Mittelformatkamera, die Bilder auf Rollfilm im Format 6x7 aufnimmt. Ihre Objektive sind allesamt Festbrennweiten von ganz hervorragender Qualität. Diese Qualität ist dadurch erreichbar, dass bei der Optikrechnung keine Rücksicht auf den Spiegelkasten zwischen Objektiv und Film genommen werden musste. Auf diese Art und Weise werden die optischen Fehler vermieden, die durch Kunstgriffe wie die sogenannte Retrofokuskonstruktion entstehen, die dazu dient, den Abstand zwischen Opik und Bildebene zu vergrößern.

Der Verzicht auf den Spiegel sagt natürlich auch etwas über den Kameratyp der Mamiya 7. Es ist eine Sucherkamera, bei der man das Motiv nicht durch das Objektiv betrachtet, sondern einen separaten optischen Sucher verwendet. Darin wird bei der Mamiya 7 auch ein Schnittbildentfernungsmesser eingeblendet, mit dessen Hilfe man manuell fokussieren kann. Wie man leicht sieht, ist dies in keinem Fall eine Kamera für Action-Fotografie. Vielmehr ist die Mamiya 7 für Landschaftsfotografen gebaut worden, die in aller Ruhe ihr Motiv anvisieren und genau wissen, was sie tun.

Natürlich war ich neugierig, wie gut denn nun die Bilder Mamiya 7 sein würden. Ich habe mit dem Standard-Objektiv (Mamiya 80mm f4 N, "Brennweitenverlängerung" 0,5!) dazu in den letzten Monaten einige Testaufnahmen u.a. an der Moselschleife bei Leiwen aufgenommen und zum Vergleich ebenfalls noch mit meiner Nikon D700 fotografiert, die mit ihren 12 Megapixeln hier gegen die Mittelformatkamera antritt. Zwischen den Bildern liegen einige Minuten Abstand und auch der Bildausschnitt stimmt nicht exakt, aber auch so glaube ich, dass in etwa sichtbar wird, welche Bilder man von beiden Kameras erwarten kann. Zuerst einmal das Bild, wie es meine Nikon D700 (mit dem Nikon 24-70mm f2,8 AF-S Objektiv bei f8) gesehen hat:

Moselschleife fotografiert mit der Nikon D700

Und hier zum direkten Vergleich hier nun das mit der Mamiya 7ii auf Fujichrome Provia 100F 120 aufgenommene und mit dem Nikon Coolscan 9000 eingescannte Bild:

Mit der Mamiya 7ii aufgenommenes Bild des selben Motivs

Meiner Meinung wirkt ist das Bild der Nikon D700 schärfer (oder kontrastreicher?), aber das Bild der Mamiya 7ii zeigt meiner Meinung nach geringfügig feinere Nuancen in den Grüntönen der Landschaft. Es wirkt auf mich auch in gewisser Weise "altmodisch". Vielleicht haben wir unsere Sehgewohnheiten mittlerweile auch schon völlig auf die Charakteristika von Digitalkameras eingestellt, so dass uns Film ungewohnt erscheint. Fast könnte man auch den Eindruck haben, das dititale Bild sei schärfer, aber dies ist definitiv ein Irrtum, wie sich gleich herausstellen wird. Dazu möchte ich 1:1 Ausschnitte aus beiden Bildern einander gegenüberstellen, damit wir sehen können, wie "scharf" beide Bildtypen auf Pixelebene sind:

Tabelle1: Links zunächst in jeder Zeile links ein 1:1 Bildausschnitt aus dem Scan der Aufnahme der Mamiya 7ii und rechts daneben der Ausschnitt aus dem Bild der Nikon D700. Hierbei wurden die Bilder der D700 um den Faktor 4 vergrößert, um den gleichen Ausschnitt der Landschaft ebenfalls auf 400x400 Pixeln darstellen zu können. Die Position dieser Ausschnitte wurde oben im Bild der D700 in etwa mit einem roten Rahmen markiert:

Ausschnitt 2 mit Mamiya 7

 

Nikon Bildausschnitt 2

 

Mamiya Ausschnitt 1
Nikon D700 Ausschnitt2

Meiner Meinung nach gibt es gar keine Diskussion darüber, dass die Aufnahmen der Mamiya 7ii deutlich detaillierter und schärfer sind als die einer 12 Megapixel Digitalkamera, wie der Nikon D700. Dies verwundert auch nicht, wenn man erfährt, dass der Scan der Mamiya eine Auflösung von 4000 DPI hat, was bei einem Bildformat von 6x7cm in etwa 100 Megapixeln(!) entspricht. Sehr bemerkenswert scheint mir auch, dass ich auf den Scans nicht die geringste Spur von Fehlern der Optik (wie z.B. chromatische Aberrationen) gefunden habe. Sprich die Mamiya 7 Objektive (zumindest das 80mm und das 50mm Objektiv) sind ganz hervorragend.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich übrigens unbedingt noch erwähnen, dass der Scanservice, den ich mit dem Scannen dieser Aufnahme beauftragt habe, sehr gute und saubere Arbeit geleistet hat und meiner Meinung nach ausgesprochen empfehlenswert ist: http://www.scan-studio.de. Ich bin sicher, dass ich Zukunft noch den ein oder anderen Film dort einscannen lassen werde.

Wie "schlägt" sich aber in diesem Zusammenhang aber eine digitale Spiegelreflexkamera mit mehr als 20 Megapixeln. Ich wollte auch dies genau wissen und habe einige Aufnahmen sowohl mit meiner Canon EOS 5D Mark II (und dem 24-70mm f2,8 USM Objektiv bei 40mm) als auch mit der Mamiya 7II (mit dem 80mm Normalobjektiv) wieder auf Fujichrome Provia 100F aufgenommen.

Tabelle 2: Vergleich Mamiya 7ii (links) gegen Canon EOS 5D Mark II (rechts). Die Aufnahmen haben unterschiedliche Seitenverhältnisse (Mamiya 6x7 und EOS 5D 2x3), weswegen sie ungleich hoch dargestellt werden.
Aufnahme des Schlosses Karlsruhe mit der Mamiya 7ii Schloss Karlsruhe mit der EOS 5D Mark II  

Auf den ersten Blick scheint die rechte Aufnahme mit der Canon EOS 5D Mark II ein Stück farbiger und kontrastreicher zu sein. Dies hängt aber natürlich von der Bearbeitung des Scans ab. Ich halte es allerdings für möglich, beide Bilder durch Erhöhen der Sättigung und eine wärmere Filterung der Mamiya Aufnahme einander fast völlig anzugleichen. Wie sehen beide Bilder nun im Detail aus?

Vergleich zwischen Mamiya 7 und 5D Mark II im Detail (Mamiya 7 links, EOS 5D Mark II rechts):
Mamiya 7 Ausschnitt 1 5D Mark II Ausschnitt 1  
Ausschnitt 2 Ausschnitt 2 5D Mark II  

Schon auf den ersten Blick scheint es so, als ob die 5D Mark II deutlich besser mit der Mamiya 7 Schritt halten kann. Allerdings ist auch das rechte Bild etwa um den Faktor 2 ("bikubisch glatter" in Photoshop) hochskaliert worden, um den äquivalenten Bildausschnitt in einer Auflösung von 400x400 Pixeln darzustellen. Betrachtet man Details an den beiden unteren Bildausschniten, so zeigt sich, dass auch hier die Mamiya 7 erneut mehr Bilddetails aufzuzeichnen vermag. Es sind vermutlich sogar noch mehr als hier sichtbar werden, weil diese Mamiya 7 Aufnahme mit "nur" 3200 DPI auf einem Imacon Flextight X5 Scanner eingescannt wurde. Dieser Scanner liefert dennoch eine sehr gute Bildqualität und vor allem eine viel gleichmäßigere Schärfe als der Nikon Coolscan 9000, der bei der vorherigen Vergleichsaufnahme des Moseltals eingesetzt wurde. Auch diesen Scanservice kann ich wirklich sehr empfehlen: http://www.digitalcopy24.de/.

Bevor ich zum Ende des Artikels komme, möchte ich noch ein zweites Beispiel für den Vergleich zwischen der EOS 5D Mark II und der Mamiya 7 geben, denn ich glaube, dass aus den obigen Beispielen nicht deutlich genug geworden ist, dass tatsächlich noch ein Auflösungsvorteil der Mamiya 7 vorhanden ist. Dieses Beispiel zeigt noch einmal das Schloss in Karlsruhe von der Vorderseite und bei vorteilhafterem Licht. Links wie gehabt das Bild der Mamiya und rechts das Bild der EOS 5D Mark II. Oben die beiden verkleinerten Bilder und darunter jeweils ein Bildausschnitt aus dem einen und dem anderen Bild (Mamiya 1:1, 5D Mark II passend hochskaliert, "bikubisch glatter" in Photoshop):

Mamiya: Das Karlsruher Schloss - Vorderseite Schloss Karlsruhe - 5DII Vorderseite  
Schloss Vorderseite Mamiya Ausschnitt Ausschnitt aus dem oberen 5DII Bild  

Ich denke, dass man am Gitter der Aussichtsplattform ganz deutlich sehen kann, dass die Mamiya 7 gegenüber der 5D Mark II noch über weitere Auflösungsreserven verfügt. Da auch dies "nur" ein Scan mit 3200 DPI ist, wäre es mit entsprechendem Aufwand vielleicht sogar möglich, noch etwas schärfere Scans zu erstellen. Übrigens finde ich auch, dass die Farben des Himmels beim Bild der Mamiya natürlicher aussehen. Es ist allerdings schwer zu vergleichen, weil das Wetter am Aufnahmetag stark wechselhaft war. Aber die Farbdarstellung des Himmels bei der 5D Mark II hat mir ehrlich gesagt noch nie gefallen.

Wie geht der Vergleich nun aus?

Natürlich ist dies kein wirklich exakter Vergleich hierzu hätte der Standpunkt und die Lichtbedingungen jeweils identisch sein müssen. Auch hätte ich mich auf einen Scanner festlegen müssen usw. Mir ging es eigentlich eher darum, einen ungefähren Anhaltspunkt dafür zu bekommen, mit welchen Ergebnissen man in etwa rechnen kann, wenn man eine Aufnahme mit der "guten alten" 6x7 Mittelformat-Analogtechnik oder mit einer aktuellen (Sommer 2009) digitalen Spiegelreflexkamera macht.

Unterm Strich kann ich zunächst einmal sagen, dass die Bildqualität der Mamiya 7II wirklich ganz hervorragend ist. Ziemlich sicher kann man ihre Bilder auf Größen von vielleicht 1 Meter belichten und wird dennoch eine hervorragende Bildschärfe ähnlich den oben sichtbaren Ausschnitten erhalten. Wievielen Megapixeln entspricht dies jetzt? Tja, das ist eine wirklich schwer zu beantwortende Frage. Meiner Schätzung nach liegt die "echte" Auflösung (d.h. bei einer Bildschärfe vergleichbar der einer guten aktuellen Digitalkamera) eines Mamiya 7 Scans irgendwo in der Nähe von gut 50 Megapixeln. Unter optimalen Bedingungen und unter Verwendung eines Trommelscanners sind möglicherweise noch höhere Auflösungen möglich.

Selbstverständlich bin ich auch sehr gespannt auf die Qualität von echten analogen Prints der Mamiya 7 Negative. Mittlerweile habe ich Fachlabor beauftragt, solche Prints für mich zu erstellen. Wenn sich hier interessante Ergebnisse zeigen, werde ich diesen Artikel eventuell noch ein wenig erweitern.

Sollte man jetzt nur noch analog fotografieren? Ich jedenfalls nicht! Allein die Wartezeiten auf das Entwickeln der Bilder und das Scannen summieren sich auf mindestens zwei Wochen. Dazu ist das Filmmaterial, das Entwickeln und das Scannen durchaus kostspielig. Andererseits sehen 6x7 Farbdias einfach toll aus und ergeben beim Scannen eine hervorragende Bildqualität. Aus diesem Grund werde ich wohl in Zukunft auf Reisen auch ab und an einmal meine Mamiya 7 zücken und nach sorgfältiger Belichtungsmessung mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (Wert einstellen, knipsen, gucken, nochmal Werte anpassen usw.) dann auch von ausgewählten Motiven ein superscharfes, perfekt belichtetes analoges Bild machen. Ich freue mich schon darauf!